
Obwohl die Energiekosten in Sudafrika zu den niedrigsten in der Welt gehoren haben das starke Wirtschaftswachstum des Landes, die rapide Industrialisierung und ein Massenelektrifizierungsprogramm Anfang 2008 dazu gefuhrt, dass die Stromnachfrage das Angebot uberflugelte.
Aufgrund dessen hat der staatliche Energieversorger Eskom ein groß angelegtes Programm zur Modernisierung und Erweiterung der Strominfrastruktur des Landes in Angriff genommen.
Zu diesen Planen gehoren geplante Investitionen von 343 Milliarden Rand in den nachsten funf Jahren zum Bau einer neuen Generation von Kraftwerken, von denen das erste 2013 ans Netz gehen wird. Eskom hat mit dem Bau zweier neuer Kohlekraftwerke begonnen und pruft Angebote von zwei auslandischen Unternehmen zum Bau eines neuen konventionellen Kernkraftwerks.
Eskom plant ebenfalls die Reaktivierung von drei Kraftwerken, die in den Neunzigerjahren stillgelegt wurden, sowie den Bau von zwei Gasturbinen, die gegen Ende 2009 die Stromproduktion aufnehmen werden. Ebenfalls geplant ist die Vollendung eines Wasserkraftwerks in Drakensberg/KwaZulu-Natal.
Sudafrikas Stromplan
Die Regierung und Eskom haben ihre Fehler eingesehen und arbeiten daran, die Stromerzeugung und das Stromnetz wieder dem Bedarf anzugleichen. Im Januar 2008 hat das Mineralien- und Energieministerium gemeinsam mit Eskom ein neues Grundsatzpapier unter dem Namen “Nationale Reaktion auf Sudafrikas Energiemangel” herausgegeben.
Der Plan sieht eine Modernisierung des landesweiten Stromnetzes und eine Beschleunigung von Elektrizitatsprojekten von unabhangigen Stromerzeugern vor.
Vorgesehen sind ebenfalls Kooperationsprojekte in der Stromerzeugung zwischen Eskom und der Privatwirtschaft, wobei mit der Hitze, die als Nebenprodukt bei industriellen Verfahren (z. B. in der Chemieindustrie) anfallt, ebenfalls Strom erzeugt wird, der von den betreffenden Industriebetrieben selbst genutzt oder von Eskom aufgekauft und in das Stromnetz eingespeist werden kann.
Gleichzeitig betont der Plan die Wichtigkeit einer Reduzierung des Strombedarfs durch adaquate Preisgestaltung sowie durch die Forderung von energiesparenden Maßnahmen und durch das Zuruckdrangen von Stromverschwendung, gegebenenfalls auch durch Verbote.
Eskom zielt darauf ab, den Strombedarf bis 2012 um ca. 3.000 Megawatt und bis 2025 um weitere 5.000 Megawatt zu senken. Hierzu wird eine intensive Kampagne gestartet, mit der die Benutzung von Solarboilern sowie von Gas zum Kochen angeregt werden soll.
Die Regierung ist ebenfalls entschlossen, ein Staffelsystem einzufuhren, das den Stromkunden Anreize fur einen niedrigeren Energieverbrauch gibt.
Energie-Infrastruktur
Die Energiewirtschaft tragt ca. 15% zum sudafrikanischen Bruttoinlandsprodukt bei. Eskom ist einer der zehn großten Stromerzeuger weltweit und liegt im Verkauf unter en ersten 11. Das Unternehmen erzeugt 95% des in Sudafrika verbrauchten Stroms und exportiert Strom in andere afrikanische Lander.
Sudafrikas Stromnetz besteht aus uber 300.000 Kilometern Stromleitungen, von denen 27.000 Kilometer Sudafrikas nationales Leitungsnetz bilden. Die Hauptkraftwerke befinden sich in der Provinz Mpurnalanga, wo es gigantische Kohlereserven gibt.
Im Zuge des landesweiten Massenelektrifizierungsprogramms, das 1991 gestartet wurde, erhielten 3,5 Millionen Haushalte einen Stromanschluss. Die Regierung zielt auf eine allgemeine Stromverfugbarkeit bis 2012 ab.
Energiequellen
Sudafrikas Wirtschaft baut auf eine umfangreiche, energieintensive Bergbau- und Mineralienveredelungsindustrie auf, was die “Energieintensitat” auf uberdurchschnittliche Werte bringt. Nur zehn andere Lander haben hohere primare Energieintensitaten.
Sudafrika nutzt ebenfalls Kohle als heimische Hauptenergiequelle zur Erzeugung des meisten Stroms und eines erheblichen Anteils der Flussigbrennstoffe. Aus diesem Grund liegt Sudafrika in Puncto Treibhausgasausstoß an 14. Stelle.
Allerdings bemuht sich das Land um eine Reduzierung der Emissionen und ist Mitunterzeichner der UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel und des Kyoto-Protokolls. Eskom hat angekundigt, den Kohleanteil im sudafrikanischen Primarenergiemix von derzeit 88% auf 78% bis 2012 und 70% bis 2025 zu reduzieren.
Die Energieversorgungskrise drangt Eskom umso mehr zur Diversifizierung des Energiemixes und zur Einbeziehung von alternativen Energiequellen wie z. B. Kernenergie und Erdgas sowie verschiedene Formen regenerativer Energien.
Kernenergie
Eskom plant die Verdoppelung der gesamten Erzeugungskapazitat auf 80.000 MW im Laufe der nachsten zwei Jahrzehnten, wobei die Kernenergie ungefahr die Halfte dieser neuen Kapazitat stellen soll.
Der staatliche Energielieferant pruft derzeit Angebote der Gesellschaften Areva (Frankreich) und Westinghouse Electric (USA) zum Bau eines neuen, konventionellen Kernkraftwerks, das ab 2016 ans Netz gehen konnte. Daruber hinaus besteht die Absicht zum Bau weiterer Kernkraftwerke bis 2025.
Derzeit gibt es ein konventionelles Kernkraftwerk im Land: Koeberg in der Provinz Westkap. Dieses Kraftwerk speist ca. 1.8000 MW in das nationale Netz ein.
Sudafrika setzt ebenfalls das 17 Milliarden teure Kugelhaufenreaktorprojekt fort, eines der technologisch am hochsten entwickelten Großinvestitionen im Land seit 1994.
Der Kugelhaufenreaktor ist ein Hochtemperaturreaktor mit Heliumgaskuhlung, der Strom erzeugt. Kernenergie ist sauber, extrem wirtschaftlich und kostengunstig. Das Projekt ist zwar nicht das einzige dieser Art, das sich derzeit in Entwicklung befindet, aber die Zeichen stehen gut, dass dies der erste Hochtemperaturreaktor im regularen Einsatz sein wird.
Das Kugelhaufenreaktorprojekt umfasst einen Versuchsreaktor in Koeberg (nahe Kapstadt) und ein Brennstoff-Pilotwerk in Pelindaba (nahe Pretoria). Der Bau ist fur 2009 vorgesehen. Der erste Brennstoff wird vier Jahre spater eingeladen. Wenn sich das Projekt als erfolgreich erweist, konnen 10 weitere Reaktoren dieser Art gebaut werden.
Das Kugelhafenreaktorprojekt wird unterstutzt vom Staat sowie von Eskom, Industrial Development Cooperation sowie von den US-Gesellschaften Westinghouse und Exelon.
Synthetikbrennstoffe, Öl und Gas
Sudafrika hat eine hoch entwickelte Synthetikbrennstoff-Industrie, in welcher die staatliche Gesellschaft PetroSA und der Petrochemieriese Sasol die Hauptakteure sind.
Die Petroleum, Oil and Gas Corporation of South Africa (PetroSA) verwaltet die Vermogenswerte des Landes in der Petroleumindustrie, einschließlich die weltweit großte Gasverflussigungsanlage in Mossel Bay in der Provinz Westkap.
Sasol
Sasol, das großte an der sudafrikanischen Borse JSE gelistete Unternehmen produziert Synthetikbrennstoffe aus geringhaltiger Kohle und eine geringe Menge aus Erdgas. Das Unternehmen betreibt das einzige Synthetikbrennstoffwerk auf Kohlebasis und produziert 36% der in Sudafrika verbrauchten Flussigbrennstoffe.
Sasol produziert Automobilbrennstoffe fur Verbraucher, hochwertige Brennstoffe und Schmiermittel fur die Industrie sowie Flugbenzin, alkoholische Brennstoffe sowie Paraffin. Sasol wandelt ebenfalls Erdgas zu umweltfreundlichen Brennstoffen und Chemikalien um.
Das Unternehmen engagiert sich in einer Vielzahl von anderen afrikanischen Landern, zum Beispiel im Rahmen einer Gasverflussigungspartnerschaft in Nigeria, einer grenzuberschreitenden Pipeline zwischen den Erdgasfeldern in Mosambik und der Sasol-eigenen Gasumwandlungsanlage in Secunda, in der sudafrikanischen Provinz Mpumalanga.
Sasol plant uber die nachsten 8 Jahre eine Erweiterung seiner Gasverflussigungsaktivitaten in Secunda. Im Januar 2008 ließ das Unternehmen verlauten, es plane gemeinsame Anstrengungen mit der sudafrikanischen und mosambikanischen Regierung in Form einer Investition von weiteren 1,1 Milliarden Rand (ca. 146,8 Mio. US-Dollar) zur Steigerung der Lieferkapazitat der Gaspipeline von derzeit 120 Mio. auf 147 Mio. Gigajoule pro Jahr.
Die 865 Kilometer lange Pipeline, Teil eines 1,2 Milliarden US-Dollar schweren Erdgasprojektes, das 2004 gestartet wurde, ist auf Transportkapazitaten von bis zu 240 Mio. Gigajoule pro Jahr ausgelegt.
Öl- und Gasversorgungssektor
Obwohl Sudafrikas eigene Ölvorkommen – wie auch die Erdgasvorkommen – gering sind, entwickeln sich die Raffinerie- und Ölverarbeitungsindustrie rasch.
Das Land hat sich als Dienstleister fur die wachsende westafrikanische Öl- und Gasindustrie positioniert und bietet Leistungen im Bereich Technik, Produktion, Logistik und Versand.
Die Hafeninfrastruktur von Kapstadt eignet sich fur die Reparatur und Wartung von Bohrinseln (an vier Bohrinseln wurde im Februar 2008 gearbeitet), und die erste Werft fur Offshore- Öl- und Gasplattformen in Saldanha Bay wurde Ende 2007 fertig gestellt.
Saldanha Bay, etwa 60 Seemeilen nordwestlich von Kapstadt, ist der tiefste und großte naturliche Hafen Sudafrikas.
Das 284 Mio. Rand (ca. 40 Mio. US-Dollar) teure, 220 000 Quadratmeter große Fertigungszentrum, das vom deutschen Unternehmen MAN Ferrostahl gebaut wurde, wird die Liefer- und Schleppzeiten fur Plattformen, die fur den Einsatz vor der westafrikanischen Kuste vorgesehen sind, erheblich verzogern. Bisher wurden solche Plattformen in Europa, Nahost, den USA und Sudostasien gebaut und mussten von dort aus hergebracht werden.
Letzte Aktualisierung: September 2008
SAinfo reporter. Quellen (Englische Websites):