Sudafrikas Automobilindustrie ist gewissermaßen der Turbomotor fur die Herstellung und den Export von Fahrzeugen und Fahrzeugkomponenten. Die Branche zeichnet fur 10% der Produktionsexporte des Landes verantwortlich und ist somit eine wichtige Saule in der Wirtschaft des Landes.
Mit einer Jahresproduktion von 535.000 Fahrzeugen im Jahr 2007 (fur 2008 wird ein Anstieg auf 630.000 erwartet) ist Sudafrika angesichts einer weltweiten Produktion von 73 Mio. Fahrzeugen eher unbedeutend.
Lokal betrachtet ist der Automobilsektor jedoch ein Riese, der 7,5% zum Bruttoinlandsprodukt beitragt und der 36.000 Arbeitskrafte beschaftigt.
Die Regierung hat die Automobilindustrie zum Hauptwachstumssektor erklart. Anvisiert wird ein Produktionsanstieg auf 1,2 Mio. Fahrzeuge bis 2020 bei gleichzeitiger erheblicher Erhohung des lokalen Anteils.
- Wachstum
- Investitionen
- Ford, GM, Mercedes-Benz, Toyota, VW …
- Motor Industry Development Programme
- Wettbewerbsvorteile
- Zulieferindustrie
- Auswahlverwohnt
Wachstum
Sudafrika war in den letzten Jahren einer der starksten Automobilmarkte weltweit. Bei den Verkaufszahlen in den Jahren 2004 bis 2006 wurden 3 Jahre lang in Folge Rekorde gebrochen. 2006 stieg der Verkauf um 14,4% auf knapp unter 650.000 Stuck, mit Einnahmen von 118,4 Milliarden Rand.
2007 sank der Verkauf um 5,4%. Auch fur 2008 wird ein weiterer Ruckgang erwartet, da die hoheren Zinsen und die Preisanstiege den Konsum drucken. Mit erheblichen Exportprogrammen wird sich die sudafrikanische Industrie jedoch uber Wasser halten konnen. Der Export von Fahrzeugen lag 2007 bei 170.000 Stuck.
Der sudafrikanische Automobilverband Naamsa rechnet jedoch fur 2008 mit einem Anstieg auf 285.000. Dies ist ein außerordentliches Wachstum, wenn man sich vor Augen fuhrt, dass im Jahre 1997 gerade einmal 20.000 Fahrzeuge in den Export gingen.
Sudafrika exportiert derzeit Fahrzeuge in uber 70 Lander, hauptsachlich nach Japan (ca. 29% des Gesamtexports), Australien (20%), Großbritannien (12%) und in die USA (11%). Zu den afrikanischen Abnehmern gehoren Algerien, Simbabwe und Nigeria.
Investitionen
Viele internationale Konzerne nutzen Sudafrika zur Auslagerung der Komponentenfertigung und zur Fahrzeugmontage fur lokale und internationale Markte.
Zwischen 2000 und 2006 haben sich in dieser Branche die Investitionen in die Produktions- und Export-Infrastruktur vervierfacht: von 1,5 Milliarden auf 6,2 Milliarden Rand. 2007 setzte eine Schrumpfung auf 3 Milliarden Rand ein. Die Kapitalinvestitionen werden fur 2008 mit 4 Milliarden Rand veranschlagt.
Davon entfallt der großte Teil auf auslandische Investitionen – hauptsachlich Muttergesellschaften von lokalen Autoherstellern, die ihre Aktivitaten ausweiten, Produktionskapazitaten aufstocken, den Export steigern und die Infrastruktur unterstutzen.
Alle großen Automobilhersteller des Landes – wie zuletzt Ford im Januar 2008 – haben in den vergangenen Jahren groß angelegte Exportprogramme lanciert.
Ford, GM, Mercedes-Benz, Toyota, VW …
Ford
Im Januar 2008 kundigte die Ford Motor Company of Southern Africa geplante Investitionen in Hohe von 1,5 Milliarden Rand in die sudafrikanische Produktion des neuen Kompakt-Kleinlasters und des Puma-Dieselmotors an.
Nach Angaben des lokalen Ablegers des US-Automobilriesen ist der Start fur 2009 vorgesehen. Die Mittel verteilen sich auf das Montagewerk in Silverton, Pretaria und das Motorenwerk in Struandale, Port Elizabeth. Die meisten dort produzierten Fahrzeuge sind fur den Export vorgesehen.
General Motors
General Motors South Africa in Port Elizabeth (Provinz Ostkap) vermarktet die Marken Chevrolet, Opel, Isuzu, Saab, Cadillac und Hummer. 2005 erhielt das Unternehmen einen 6-Jahres-Vertrag fur die Montage und den Export des Hummer H3, verbunden mit einer Investition in Hohe von 100 Mio. USD in das Werk Struandale.
GM South Africa baut gerade ein neues Fahrzeugumgestaltungs- und Vertriebszentrum und investiert weitere 481 Mio. Rand in die betrieblichen Aktivitaten zur Aufwertung der Produktionseinrichtungen und der Anlagen im Jahr 2008.
Mercedes-Benz
Mercedes-Benz South Africa fertigt Mercedes-Benz- und Mitsubishi-Fahrzeuge im Fertigungswerk East London/Eastern Cape. Die Zentrale des Unternehmens befindet sich in der Provinz Gauteng. Von dort aus erfolgt das Marketing und die Finanzierung der Marken Mercedes-Benz, smart, Maybach, Mitsubishi Motors, Freightliner, Western Star und FUSO.
Mercedes-Benz SA hat vor kurzem 2 Milliarden Rand in die Modernisierung seines Montagewerkes investiert und produziert nun sowohl links- als auch rechts gesteuerte Versionen der neuen C-Klasse fur den Inlandsmarkt und den Export.
Toyota
Toyota South Africa hat vor kurzem ein funfjahriges, 2,4 Milliarden Rand schweres Modernisierungs- und Revitalisierungsprogramm beendet. Das Werk in Prospecton, sudlich von Durban, ist jetzt eines der hoch technisiertesten Toyota-Werke außerhalb Japans mit einer Produktionskapazitat von 220.000 Fahrzeugen pro Jahr.
Damit ist Toyota South Africa von einem reinen lokalen Lieferanten zu einer prosperierenden Exportbasis mit Abnehmern in europaischen und afrikanischen Markten geworden. Das Unternehmen, das in uber 40 Lander exportiert, erwartet fur 2008 einen Export von 140.000 Fahrzeugen, was nahezu 60% des gesamten Automobilexportes aus Sudafrika ausmachen wurde.
Volkswagen
Volkswagen South Africa ist in Uitenhage, unweit von Port Elizabeth in der Provinz Ostkap angesiedelt. 2007 feierte das Unternehmen sein 56. Bestehen in Sudafrika – und das 2,5-millionste Fahrzeug, das vom Band rollte. Volkswagen ist lokaler Marktfuhrer im PKW-Markt, mit einem Anteil von 21% bei den Neuwagenkaufen.
Zwischen 2000 und 2008 investierte Volkswagen South Africa ca. 6 Milliarden Rand in neue Modelle, ein neues Spritzwerk und ein neues Montagewerk fur Transporter und Busse.
Motor Industry Development Programme
Der Ausloser fur diesen phanomenalen Zuwachs war das Motor Industry Development Programme (MIDP) der Regierung. 1995 in Kraft getreten, wird dieses Programm stufenweise bis 2012 auslaufen.
Das MIDP hat dem Export Auftrieb gegeben, indem es den Autoherstellern die Moglichkeit gab, gesamte Exportwerte in ihren hiesigen Gesamtwert mit einzubeziehen und dann den Gegenwert in Waren zollfrei zu importieren. Dies erlaubte Automobilherstellern sich auf die Produktion bestimmter Fahrzeuge oder Komponenten fur den Export zu konzentrieren, wahrend sie andere Modelle importierten.
Das MIDP raumt Automobilherstellern, die in neue Fertigungsanlagen und Ausrustung investieren, einen Production-Asset Freibetrag ein, indem sie 20% ihrer Ausgaben im Zeitraum von 5 Jahren in Form von Einfuhrzollen zuruckerstattet bekommen.
Die Regierung plant ein MIDP-Nachfolgeprogramm, das auf die Verbesserung der Wertschopfungskette im Inland abzielt. Das neue Programm, das bis 2020 laufen wird, konzentriert sich auf Mehrwert-Potentiale bei gleichzeitiger Kontinuitat in den multilateralen Verpflichtungen Sudafrikas. Es ist wahrscheinlich, dass es die Form eines Produktionszuschusses annehmen wird.
Das Wirtschaftsministerium erhofft sich von dem Programm neue Arbeitsplatze und eine langfristige Festigung der Industrie. Der Plan wird Produktions- und Investitionsplane unterstutzen, die “darauf abzielen, auf jeder Plattform ein Mindestvolumen von 50.000 Einheiten pro Jahr innerhalb einer angemessenen Zeit zu erzielen”.
Wettbewerbsvorteile
Trotz ihrer eingeschrankten Große und Produktionsmoglichkeiten bietet Sudafrikas Fahrzeugindustrie etliche Wettbewerbsvorteile fur internationale Konzerne. Das beinhaltet unschlagbare Kostenstabilitat bei kurzen oder kleinen Durchlaufen, wettbewerbsfahige Montagekosten und ein Hochstmaß an Flexibilitat in der Produktion.
Die hiesige Industrie hat außerdem einen guten Zugang zu den Markten der sudlichen Hemisphare und Afrikas und bietet Produktionsstatten fur Rechtslenker.
Die sudafrikanische Industrie offeriert einiger einzigartiger Technologien, wie das Differenzialgetriebe fur Offroadfahrzeuge, Aluminiumschweißtechnik fur Kuhler und der Fahigkeit, Bauteile wie Luftfilter und Klimaanlagen, die den hoheren Temperaturen und dem Staub in Afrika gerecht werden, zu entwickeln.
Die erstklassigen Produktionsstatten des Landes sind mit dem Zugang zu Rohmaterialien und gunstiger Elektrizitat verbunden, außerdem gibt es eine stabile Infrastruktur fur Transport und Telekommunikation.
Das Automotive Industry Development Centre und die Gerotec Prufstelle in der Nahe Pretorias sind Weltklasseeinrichtungen im Bereich Forschung, Design, Tests und Training.
Neue Investitionsmoglichkeiten werden fur die Industrie geschaffen, indem Freihandelsabkommen mit der Europaischen Union und der South African Development Community abgeschlossen werden, genauso wie mit der US Regierung der African Growth and Opportunity Act.
Zulieferindustrie
In Sudafrika gibt es uber 200 Hersteller von Automobilkomponenten und weitere 150 Zulieferer, die nicht ausschließlich die Automobilindustrie beliefern. Die Zulieferindustrie hat einen Gesamtumsatz von 50 Milliarden Rand bzw. 2% des Bruttoinlandsproduktes und erwartet angesichts der Wachstumsperspektiven im Export ein starkes Wachstum.
Sudafrika hat im Jahr 2006 Automobilkomponenten im Werte von 30,3 Milliarden Rand exportiert – ein Anstieg von 32% gegenuber dem Vorjahr. Davon entfallt fast die Halfte auf Katalysatoren.
Andere wichtige Exportteile sind Motoren, Schalldampfer, Auspuffe, Kuhler, Rader und Reifen, abgenahte Ledersitzbezuge, Autoradios und Car-Entertainment-Systeme sowie Achsen, insbesondere fur schwere LKW.
Deutschland, Spanien, Großbritannien, die USA, Frankreich und die Lander sudlich er Sahara sind die wichtigsten Ziellander fur sudafrikanische Automobilkomponenten.
Auswahlverwohnt
Die Autovarianten-Vielfalt ist mit 1.390 geradezu atemberaubend: vom Freizeitfahrzeug bis hin zu Kleinlieferwagen ist in sudafrikanischen Autohausern alles vertreten – so ein Bericht des Business-Portals Fin24.com.
Die Auswahl hat sich in den vergangenen 10 Jahr mehr als verdoppelt. 1997, kurz nach der Wiedereinfuhrung von Alfa Romeo, Renault und Chevrolet in Sudafrika – und als die Sudafrikaner erstmals auf den Geschmack von Mahindra, SsangYong, Dacia, Kia, Hyundai, Daewoo, Saab und Subaru kamen – gab es 37 Hersteller, die 595 verschiedene Modelle anboten.
Spater entstanden Vertretungen von Bentley, Cadillac, Citroen, Dodge, Maybach, Mini, Proton, TVR, GWM, Lexus und Tata in Sudafrika, selbststandig oder im Verbund mit etablierten Vertriebspartnern oder liierten Konzerngesellschaften.
Trotz der Angebotsvielfalt vertraut die Mehrheit der sudafrikanischen Kaufern jedoch bekannten, etablierten Marken wie Toyota, Volkswagen, Ford, Mazda und BMW. Auf diese Marken entfallt immer noch uber 80% der Neuwagenverkaufe des Landes.
Letzte Aktualisierung: August 2008
SAinfo reporter. Quellen (Englische Websites):